Wenn Andy Herrmann in die Tasten seines Pianos greift, kehrt er sein Innerstes nach außen. Mit geschlossenen Augen spürt er dem nach, was die Seele bewegt, taucht tief in den Kosmos menschlicher Gefühle ein und übersetzt das dort Gefundene in Klänge, die sich zu facettenreichen Kompositionen verweben. Am Mittwochabend gastierte Andy Herrmann mit seinem Projekt „The child in me“ auf Einladung des Fördervereins in der Villa Eugenia.
In Hechingen ist der Freiburger Pianist kein Unbekannter. Wie Joachim Wien, Vorsitzender des Fördervereins Villa Eugenia, betonte, gastierte Herrmann vor fünf Jahren schon einmal in der Villa – damals noch mit seinem Trio, das 2010 für den Neuen Deutschen Jazzpreis nominiert wurde. Aus dem Trio ist mittlerweile ein erstklassig besetztes Quartett geworden, zu dem neben Herrmann die Musiker Norbert Scholly (Gitarre), Arne Huber (Bass) und Fabian Rösch (Schlagzeug) zählen.
Wie der Titel des Musikprojekts schon sagt, spüren die rhythmisch prägnanten, von bewegter Harmonik durchzogenen Jazzstücke aus der Feder von Andy Herrmann der kindlichen Seite ihres Schöpfers nach. „Wir spielen hier ausschließlich meine eigenen Kompositionen, die sich aus Kindheitserinnerungen entwickelt haben“, unterstrich der Pianist.
Perlend-leichte Klänge, stets getragen von einem flirrenden, fesselnden Groove, charakterisieren Werke wie „The first Date“ oder „Game“, das sich mit der Unbeschwertheit des kindlichen Spiels auseinandersetzt. Ausgeprägter Ideenreichtum zeigt sich in allen Kompositionen Herrmanns, die durch große Finesse sowie kleine Akzente an passender Stelle ihren individuellen Anstrich erhalten und von den vier Musikern mit fast schon traumwandlerischer Leichtigkeit umgesetzt werden.
Szenische Abfolgen von Bildern werden durch Klänge kreiert und inszeniert, die die Leichtigkeit des kindlichen Seins verkörpern, die aber immer wieder auch von melancholischen Passagen durchzogen sind. „The child in me“ drückt eine Suche aus, die Andy Herrmann durch sein Leben begleitet: „Die Suche nach Unmittelbarkeit der Kindheit; das Verlangen zur Kindlichkeit zurückzukehren.“ Das gleichnamige Stück setzt deshalb mit einer Melodie ein, die an ein Kinderlied erinnert, bevor der Mensch und damit auch die Musik zum Erwachsenwerden verdammt ist, bis am Ende wieder die kindlich-unbeschwerten Klänge die Oberhand gewinnen. Entstanden durch musikalische Intuition, deren innere Triebfeder die kindliche Neugier ist, die alles bis auf den Grund durchdringen möchte, einen an unbekannte Orte führt und auf jeder Reise Raum lässt für Fantasie. Fast schon lyrisch gestalten sich Melodiefolge und Harmonik, die fragil wirken und doch beim Hören ihre innere Kraft entfalten.
Tonale Quellwolken formen sich bei Stücken, die die Naturgewalten intonieren, den Regen pulsierend auf die Felder der ländlichen Umgebung prasseln lassen und den Böen des Windes in mitreißenden Tempi-Wechseln Kraft einhauchen. Tastenstrudel ziehen den Zuhörer in den Sog des Wassers, quer durch alle Tonlagen hindurch, vom Quartett energetisch intoniert und durch individuelle Phrasierungen gewürzt.
Die vier Musiker bewiesen bei jedem einzelnen Stück ihr beeindruckendes Niveau, bestachen durch eine umsichtige wie differenzierte Spielweise und eine unnachahmliche Virtuosität. Verwurzelt in der Tradition des Jazz, jedoch mit modernen Grooves gespickt und mit nahezu kindlicher Spielfreude umgesetzt, bescherten sie dem Publikum in der Villa Eugenia ein Klangerlebnis par excellence.
„Mit seinem butterweichen Ton dominiert US-Gitarrist Mike Moreno den Klang auf dem neuen Album des Pianisten Andy Herrmann. Das Quartett komplett machen Bassist Arne Huber und Schlagzeuger Jochen Rückert. Die sieben ausgewogenen und geschmackvollen Kompositionen, die Herrmann Moreno auf den Leib geschrieben hat, oszillieren zwischen getragenen Melodien und einem manchmal kühlen, manchmal verträumten Modern Jazz, der durch das packend agierende Rhythmusduo immer wieder mit neuem Schwung versorgt wird. Im rhythmisch vertrackten „Hambuscht“ sorgt Moreno für eleganten Glanz, während Herrmann sich mit einem rasanten Solo als Gipfelstürmer erweist. Höhepunkt des Albums ist aber das stürmisch voranschreitende „Deltakron“, in dem das Quartett zu einer dicht musizierenden Einheit verschmilzt, die dem nervösen Thema immer wieder neue, überraschende Facetten abzugewinnen weiß“.
„Das Quartett um den in München lebenden Pianisten Andy Herrmann mit dem Gitarristen Mike Moreno, dem Kontrabassisten Arne Huber und dem Schlagzeuger Jochen Rückert basiert auf internationalem New-York-Stil-Jazz und europäischen Elementen, mit ihren komplexen Harmonien und unkonventionellen Akkordfolgen. Vom artistischen Gesichtspunkt her steht es in etwa auf einer Linie mit Pat Metheny, Lyle Mays und Aaron Parks. „Sincerity“ – Aufrichtigkeit – titelt das jüngste Werk. Und dieser Titel hält, was er verspricht, nämlich ehrlichen Sound, solide, verständlich und für alle zugänglich. Die Kompositionen stammen von Andy Herrmann selbst, wobei jede einzelne eine eigene Farbe hat, in sich geschlossen und stimmig ist. Die im Projekt involvierten Musiker fristen keineswegs ein Schattendasein, vielmehr genießen sie ihre ganz spezifisch zugewiesenen Rollen. Besonders tragend ist jene des Gitarristen Moreno, der längere, gehaltvolle Improvisationssequenzen durchläuft und dem Werk einen unverkennbaren, frischen Charakter gibt. Aufgenommen wurde „Sincerity“ im Mai 2022 in den Loft-Studios in Köln unter der Leitung von Christian Heck“.
» Luca D’Alessandro / Jazz’N’More ®
„Andreas Herrmann ist ein erstaunlich vielseitiger Pianist aus Freiburg mit gertenschlankem Anschlag, wendiger pianistischer Eloquenz und der stehts haarscharf ausgewogenen Balance zwischen Verstand und Gefühl, Kalkül und Intuition, Überlegung und Spontaneität, resolut, klar und grazil zugleich. Für dieses Album hat er sein Trio mit dem Gitarristen Norbert Scholly zum Quartett erweitert. Doch das Ensemble ist nicht etwa auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeicht, sondern widmet sich mit Engagement und Hingabe der gemeinsamen Musik: Detailreich und fein aufeinander abgestimmt agiert die Band, zu verschworener Einheit verschmolzen, aus der die Solisten wie selbstverständlich hervorteten“.
» Piano News ®
„Eine sinnliche Reise durch Kindheitserinnerungen, die Bilder und Stimmungen ausdrücken soll – so der Pressetext der aktuellen Veröffentlichung “The Child In Me” von Andreas Herrmann. Der für eine Vielzahl an Jazzauszeichnungen nominierte Piano Veteran schafft es, mit seinem neuen Quartett eben diese Eindrücke anhand von melancholischen Melodien und abwechslungsreicher Harmonik erfolgreich zu vermitteln“.
» Concerto ®
„Die acht Songs auf „The Child In Me“ sind von einer anrührenden Heiterkeit und gleichzeitig von einer versonnenen Melancholie durchzogen, die die Musik bei aller Komplexität sehr eingängig macht“.
» Jazzthing ®
„Der Hörer kann Herrmanns angestrebter „unreflektierter Einfachheit“ bei aller Komplexität folgen“.
» Jazzpodium ®
„Ein so ungezwungenes Combo-Jazz-Album hat die Szene gebraucht“.
» Musikreviews
„Ein Instrumental-Album, das grandios wirkt und großes Können in Komposition und Spiel beinhaltet“.
» Der Hörspiegel
“Andreas Herrmann achieves his goal of creating an impressionistic album with bravour”.
» All About Jazz
„Zusammen haben sie etwas kreiert, dass tatsächlich sehr viel Leichtigkeit ausstrahlt…“
» Musik An Sich